Templer: Aufstieg und Fall eines europäischen Ordens

Templer: Aufstieg und Fall eines europäischen Ordens
Templer: Aufstieg und Fall eines europäischen Ordens
 
Nach dem Ersten Kreuzzug ins Heilige Land gründete Hugo von Payens im Jahre 1119 in Jerusalem einen Ritterorden, der nach seinem Quartier auf dem Tempelberg Templerorden (Fratres militiae templi) genannt wurde. Die Statuten des Ordens schuf der Kirchenreformer Bernhard von Clairvaux. Die Ritter im weißen Mantel mit dem roten Tatzenkreuz auf der Schulter widmeten sich hauptsächlich dem Schutz der Pilger und der heiligen Stätten. Durch Schenkungen von Land und Vermögen wurde der Orden schnell reich und begann sich im damals noch kaum entwickelten Bankwesen zu engagieren. Die Tempelritter überführten Gelder von Pilgern an deren Bestimmungsort, gaben Kredite auch an Herrscherhäuser und fungierten als hochrangige Diplomaten. Der Orden war nur dem Papst unterstellt und konnte frei von allen Herrschern agieren. Durch ihr Engagement im Nahen Osten kamen die Tempelritter auch mit jüdischem und islamischem Gedankengut in Berührung und entwickelten ihr eigenes Weltbild, das höchstwahrscheinlich als Fernziel die Vereinigung der monotheistischen Religionen anstrebte. Auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Macht versuchte König Philipp IV. von Frankreich sich das Vermögen der Templer anzueignen. Er klagte die Tempelritter vor der Inquisition der Häresie, Blasphemie und Unzucht an und führte Denunziationen eines abtrünnigen Ordensangehörigen als Beweis an. Obwohl Papst Clemens V. von der Unschuld der Templer überzeugt war, gab er dem Druck König Philipps nach und verfügte auf dem Konzil von Vienne 1312 die Aufhebung des Ordens. Wirklich aufgehoben wurde der Orden nur in Frankreich, in den anderen Ländern Europas lebte er, teilweise unter anderem Namen, weiter. Das bewegliche Vermögen des Ordens, auf das König Philipp aus war, wurde nie gefunden und hat Anlass zu mancherlei Spekulation gegeben.
 
 Die Anfangsjahre
 
Nach dem Ersten Kreuzzug (1096—1099), den hauptsächlich französische Adlige bestritten, waren an der Levanteküste mehrere feudale Lehensstaaten nach französischem Vorbild entstanden, darunter auch das spätere Königreich Jerusalem unter Gottfried von Bouillon. Sein Bruder und Nachfolger, Balduin I., bot einigen französischen Rittern einen Flügel seines Palastes in Jerusalem an, der angeblich auf den Grundmauern des salomonischen Tempels erbaut worden war. Diese Ritter gründeten unter der Führung von Hugo von Payens 1119 den geistlichen Orden der Pauperes Commilitones Christi templique Salomonis (Arme Ritter Christi vom Tempel Salomonis) oder kürzer Fratres militiae templi (Ritter vom Tempel). Der Orden hatte sich der Sicherheit von Straßen und Wegen und ganz besonders dem Schutz der christlichen Pilger und der heiligen Stätten verschrieben. Innerhalb kurzer Zeit drang die Kunde von den Tempelrittern nach Frankreich, wo ihr Ansehen zunehmend stieg und wo kein Geringerer als Bernhard von Clairvaux in seinem Traktat »Lob der neuen Ritterschaft« ihre Tugenden und ihre Werke der Nächstenliebe pries. Er formulierte auch die Ordensregeln neu und sorgte dafür, dass sie auf der Synode von Troyes 1128 bestätigt wurden. Diese Ordensregeln waren ganz im Geiste des Zisterzienserordens gehalten: Die Tempelritter gelobten Armut, Keuschheit und Gehorsam. Die Templer trugen (ab 1147) wie die Zisterzienser weiße Mäntel, aber mit einem roten Tatzenkreuz auf der linken Schulter; ihr offizielles Siegel zeigte zwei Ritter auf einem Pferd, vielleicht als Symbol der Brüderlichkeit oder der Armut. Papst Innozenz II., ein Schüler des Bernhard von Clairvaux und ehemaliger Zisterziensermönch, unterstellte die Templer durch die Bulle Omne datum optimum 1139 direkt der päpstlichen Autorität. Die Templer waren dadurch unabhängig von weltlichen und kirchlichen Herren und von sämtlichen Steuern und Zöllen befreit. Ab 1128 expandierte der Orden ziemlich schnell. Viele junge Adlige aus ganz Europa traten dem Orden bei, und Schenkungen an Geld und Ländereien flossen ihm im Überfluss zu. Hugo von Payens verschrieb dem Orden seinen gesamten Besitz — eine Handlung zu der jeder neu in den Orden Eingetretene verpflichtet war. 1140 besaßen die Templer bereits ausgedehnte Ländereien in Frankreich, England, Schottland, Spanien, Portugal, Flandern, Italien, im Deutschen Reich, Ungarn und in der Levante.
 
 Macht und Reichtum
 
Die Templer nahmen am Zweiten Kreuzzug (1147—1149), der von König Ludwig VII. von Frankreich und vom Stauferkönig Konrad III. geführt wurde, teil und erwarben sich den Ruf fanatischer Kämpfer von großem Mute, äußerster Disziplin, aber auch von außerordentlicher Überheblichkeit. Der französische König berichtete über die Templer, dass es vermutlich nur ihnen zu verdanken sei, dass der falsch geplante und schlecht geführte Kreuzzug nicht in einem Desaster endete. In der Folgezeit wurden die Templer zu einem wichtigen internationalen Machtfaktor. Zusammen mit den Johannitern und anderen Orden verteidigten sie das Heilige Land gegen Wiedereroberungsversuche der Sarazenen. In Europa und im Vorderen Orient wirkten sie als Diplomaten auf höchster Ebene, als Mittler zwischen Fürsten und Monarchen. Bei den Sarazenenherrschern genossen sie ein höheres Ansehen als alle anderen Vertreter der christlichen Staaten, und sie unterhielten sogar Beziehungen zu den Assassinen, einer militanten und fanatischen islamischen Sekte, von deren Namen sich das Wort Assassine (Meuchelmörder) ableitet. Neben ihren kriegerischen und politischen Aktivitäten betrieben die Tempelritter auch Geldgeschäfte. Sie waren die einzigen Christen, die aufgrund eines Privileges Geld gegen Zinsen verleihen durften. Das enorme Vermögen des Ordens diente für Kredite an verarmte Monarchen, im Abendland und im Morgenland. Die Templer nahmen außerdem auch Geldüberweisungen für Kaufleute und Pilger vor. Scheck und Wechselbrief wurden von ihnen in Europa eingeführt. Die Niederlassungen der Templer in Europa und im Nahen Osten waren Zentren des Finanzwesens, und das Pariser Ordenshaus, der Temple, entwickelte sich zum europäischen Finanzzentrum. Namentlich die Könige von Frankreich und England vertrauten den Tempelrittern ihren Staatsschatz an.
 
 Neue Ideen
 
Durch ihren Kontakt zur jüdischen und islamischen Welt, waren die Templer recht weltoffen geworden und empfänglich für neue Ideen und Wissenschaften. Der Orden besaß jeweils die fortschrittlichste Technologie der Zeit: im Bereich der Landwirtschaft, des Vermessungswesens, der Kartographie, des Straßenbaus und der Schifffahrt. Templer veranlassten die Bewässerung des Río-Cinca-Tales in Aragón, den Bau eines Mühlensystems an der Aude und die Einführung des vierjährigen Fruchtwechsels in der Normandie. Dem Orden gehörten eigene Häfen, Werften und Schiffe, übrigens die Ersten mit Magnetkompass in Europa. Die der europäischen weitaus überlegene arabische Medizin (in ägyptisch-griechischer Tradition) war den Templern nicht fremd, und in den Krankenhäusern des Ordens, mit eigenen Ärzten und Chirurgen, kamen moderne Prinzipien wie Hygiene und Sauberkeit zum tragen und sogar das Wissen um die antibiotische Wirkung von bestimmten Pilzen war vorhanden. Die Internationalität der Tempelritter, die ja keinem Landesherren untertan waren, sondern nur dem Papst, und ihre Erfahrungen mit anderen hoch stehenden Kulturen haben wohl ihren Horizont auf eine Art erweitert, die in der Enge des mittelalterlichen Europas sonst nirgendwo möglich war. Dies mag zu einer eigenen Interpretation des Christentums geführt haben, die für die damalige Zeit unverständlich und inakzeptabel war und deswegen geheim gehalten wurde.
 
 Der Verlust Jerusalems
 
Den Erfolgen der Templer im Westen standen Misserfolge im Osten gegenüber. 1185 starb König Balduin IV. von Jerusalem. In die nachfolgenden Thronwirren mischten sich die Sarazenen ein und 1187 kam es zu einer von den Templern provozierten schlecht vorbereiteten Schlacht bei Hattin, bei der das christliche Heer vollständig aufgerieben wurde. Zwei Monate später eroberten die Sarazenen Jerusalem.
 
Die Templer verlegten daraufhin gezwungenermaßen ihr Hauptquartier nach Akkon. Die Kreuzfahrerstaaten der Levante wurden nach und nach von den Sarazenen erobert, und Akkon fiel als letzte christliche Bastion im Jahre 1291. Zypern diente von nun an als Hauptquartier für den Großmeister des Ordens.
 
 Die Vernichtung des Ordens
 
Nach dem Verlust des Heiligen Landes zogen sich viele Templer in ihre Heimat und vor allem nach Frankreich zurück. Dort bekleideten sie oft wichtige Posten, ohne aber der französischen Krone Rechenschaft schuldig zu sein. Die reichen und arroganten Templer, dieser Staat im Staate, störten König Philipp IV. von Frankreich, genannt der Schöne. Er hatte Schulden bei ihnen und war nicht gut auf sie zu sprechen, weil sie seinen Antrag auf Aufnahme in den Orden abgelehnt hatten.
 
Philipp hatte also mehrere Gründe etwas gegen die Tempelritter zu unternehmen, nicht zuletzt auch ihr gewaltiges Vermögen, auf das er es abgesehen hatte. Er hatte den gut ausgebildeten, disziplinierten Templern aber militärisch nichts entgegenzusetzen und offiziell unterstanden sie direkt dem Papst, gegen dessen Willen er auch nichts gegen den Orden unternehmen konnte.
 
1305 gelang es Philipp seinen Wunschkandidaten, den Erzbischof von Bordeaux, auf den Papstthron zu setzen. Der neue Pontifex Maximus Clemens V. residierte in Avignon und war vom französischen König abhängig. Philipp plante das weitere Vorgehen sorgfältig. Der königliche Siegelbewahrer, Guillaume de Nogaret schleuste Spione in den Orden ein, um belastendes Material zu finden, und ein ehemaliger Templer, Esquiu de Floyran, denunzierte seinen Orden. Gewiss waren die Templer keine konservativen Katholiken, sondern hatten eigene freidenkerische Ideen über eine Vereinigung der drei großen monotheistischen Religionen, aber sie waren nach wie vor Christen und nicht, wie von Philipps Propaganda behauptet, Teufelsanbeter. Papst Clemens wurden Gerüchte über die Templer zugetragen, über die er sich sorgte, doch war auch er überrascht, als am Freitag den 13. Oktober 1307 im Morgengrauen gleichzeitig in ganz Frankreich die Templer verhaftet, ihre Güter beschlagnahmt und die Ordenshäuser unter königliche Aufsicht gestellt wurden. Der Überraschungscoup gelang und es gab keinen militärischen Widerstand der Tempelritter, doch Philipps Hauptziel, das Vermögen des Ordens, entging seinem Zugriff. Was aus diesem sagenhaften »Schatz der Templer« wurde, ist bis heute nicht geklärt. Höchstwahrscheinlich war der Schlag gegen den Orden nicht ganz so überraschend gewesen, wie angenommen. Der Großmeister der Templer, Jacques de Molay, ließ jedenfalls kurz vor der Massenverhaftung Bücher und Dokumente des Ordens verbrennen. Bereits am 14. Oktober wurde in Paris ein Manifest veröffentlicht, das die angeblichen Verbrechen der Templer beinhaltete: Häresie (Abkehr vom wahren Glauben), Blasphemie (Gotteslästerung), obszöne Riten, Homosexualität und die Anbetung eines Götzen namens Baphomet. Unter der Folter erpresste Geständnisse »erhärteten« diese Vorwürfe. Papst Clemens V. protestierte am 27. Oktober beim König gegen den Gebrauch der Folter. Im Dezember 1307 widerrief der Großmeister des Ordens, Jacques de Molay, sein Geständnis, und im Februar 1308 suspendierte der Papst, der inzwischen von der Unschuld der Templer überzeugt war, die Vollmachten der Inquisitoren. Die inhaftierten Templer blieben allerdings in den Gefängnissen des Königs. Die Vernichtung des Ordens war vorerst fehlgeschlagen.
 
Aber Philipp ließ nicht locker: Im Frühjahr 1308 überhäufte Philipp den Papst mit Drohungen, ließ ihn der Häresie bezichtigen und schickte ihm gleichzeitig ausgewählte Templer, die ihre früheren Geständnisse wiederholten. Dem so terrorisierten Papst wurde bei der Zusammenkunft in Poitiers im Mai 1308 endgültig der Wille zum Widerstand genommen. Mit den führenden Templern, Jaques de Molay und Hugues de Pairaud, die in Chinon inhaftiert waren, traf er nie zusammen und sie konnten ihm ihre Sicht der Dinge nicht klarmachen. Clemens V. begann wohl allmählich selbst an der Unschuld des Ordens zu zweifeln und hob die Suspension der Inquisitoren auf. Gleichzeitig zitierte er die Templer vor das Konzil zu Vienne, das 1310 stattfinden sollte. Bis dahin ging der König rücksichtslos gegen die Templer vor. Geständnisse wurden erzwungen und der Widerruf durch Verbrennen geahndet. Trotzdem starben viele Templer lieber im Feuer, als ihren Widerruf zurückzuziehen. Auf dem Konzil zu Vienne im Jahre 1311 wurde der Templerorden aufgehoben, aber nicht verurteilt. Sein Vermögen wurde 1312 dem Johanniterorden zugesprochen. Doch der Vollzug dieser Anordnung ging nur langsam vonstatten, und in Frankreich eignete sich Philipp den größten Teil des verfügbaren Besitzes an, da er für die Abwicklung des Prozesses entsprechende Rechnungen stellte. Die Verfügung über die höchsten Würdenträger des Ordens hatte sich der Papst vorbehalten. Sie wurden von einem Kardinalskollegium am 18. März 1314 zu lebenslanger Haft verurteilt. Zwei von ihnen, der Großmeister Jacques de Molay und der Praeceptor der Normandie Geoffroy de Charnay, pochten auf ihre Unschuld und lehnten das Urteil ab. Sie wurden ohne Rücksicht auf den Papst noch am gleichen Tag auf der Ile de la Cité in Paris verbrannt.
 
 Der Templerorden außerhalb Frankreichs
 
Die Templer wurden nur in Aragón ähnlich wie in Frankreich behandelt. In England ergriff Edward II zunächst die Partei des Ordens und schwenkte später nur widerwillig auf die päpstlich-französische Linie ein, sodass die Tempelritter der Verfolgung größtenteils entgingen. In Schottland wurde die päpstliche Bulle mit der Auflösungsverkündung nie verkündet, und der Templerorden lebte dort ungehindert fort. Im Heiligen Römischen Reich wurden die Templer nicht verfolgt und schlossen sich nach der offiziellen Auflösung des Ordens den Johannitern oder dem Deutschen Orden an. In Portugal wurden die Tempelritter durch einen Untersuchungsausschuss von jedem Verdacht freigesprochen und änderten 1318 den Ordensnamen in Christusorden. Der Christusorden widmete sich in der Folgezeit der Seefahrt und hatte so berühmte Mitglieder wie Vasco da Gama und Heinrich den Seefahrer. Die portugiesischen Schiffe segelten deswegen unter dem berühmten Tatzenkreuz der Templer.
 
 Der Templerorden heute
 
Da der Templerorden in Schottland, Portugal und Norditalien nie offiziell aufgelöst wurde, konnte er sich als militärischer christlicher Laienritterorden neu formieren und 1705 die Ordensstatuten neu verabschieden. Napoleon Bonaparte gestattete die Wiederzulassung des Ordens in Frankreich. Die katholische Kirche weigert sich aber bis heute, den Orden wieder anzuerkennen. Seit 1991 ist der Sitz des Ordens Jerusalem, der sich seit 1996 Ordo Militiae Templi Hierosolymitani (Christlicher Ritterorden vom Tempel zu Jerusalem) nennt. Der Sitz des internationalen Generalsekretariats ist Köln. Der Orden hat derzeit ca. 5 000 Mitglieder und ist in 30 Priorate gegliedert. An der Spitze der Ordensleitung steht ein Großmeister. Ordensritter und inzwischen auch -damen können Männer und Frauen ab dem 18. Lebensjahr werden, die einer christlichen Kirche angehören. Die Förderung der Einheit aller Christen und der Erhalt der christlichen Kultur des Abendlandes sind die Ziele des Ordens, der auch karitativ tätig ist und christliche Einrichtungen in Palästina und Israel unterstützt.
 
 Freimaurer und okkulte Templerorden
 
Kein anderer Ritterorden hat so viel Anlass zu Spekulationen geliefert wie die Templer. Die ungeklärten Beziehungen der Tempelritter zu gnostisch-esoterischen Lehren und Praktiken und der umstrittene Prozess haben Legenden hervorgebracht, die zur Bildung neuer religiöser bzw. okkulter Gemeinschaften in der angeblichen Tradition der Templer führten. Im 18. Jahrhundert fühlten sich manche Freimaurer als die legitimen Erben der Templer und gründeten freimaurerische Tempelherrenorden, vor allem in Frankreich (Ordre du Temple) und England (Knights Templars). In Deutschland gründete der Reichsfreiherr Karl Gotthelf von Hund und Altengrotkau (1722—1776) die Strikte Observanz, deren templerische Symbolik die Hochgrade bis heute bestimmt. Der Wiener Fabrikant und Okkultist Dr. Carl Kellner (1850—1905) lernte auf einer Indienreise tantristische Jogapraktiken kennen und behauptete, die Templer hätten bereits zu ihrer Zeit ein derartiges esoterisch-sexualmagisches Wissen besessen. Seinen 1901 gegründeten Okkultorden nannte er dementsprechend Ordo Templi Orientis (O.T.O.). Rudolf Steiner war von 1906 bis 1914 Großmeister (Supremus Rex) des deutschen Zweiges des O.T.O. (genannt: Mysteria Mystica Aeterna), während Aleister Crowley von 1912 bis 1922 dem britischen Zweig (genannt: Mysteria Mystica Maxima) leitete.
 
Der Neutempler-Orden (Ordo Novi Templi, ONT) wurde 1900 von Adolf Josef Lanz (bekannt als Georg Lanz von Liebenfels, 1874—1954) gegründet und hatte zur Aufgabe, die Rassereinheit der »Blonden« zu erhalten. Höchstwahrscheinlich war der Dichter August Strindberg als Fra August Mitglied dieser dubiosen Vereinigung, die auch Beziehungen zu Adolf Hitler unterhielt. Weitere angebliche Nachfolger der Templer sind der seit 1974 auftretende Free Templer-Orden (FTO), der Ordre Rénové du Temple (O.R.T.) aus dem Jahr 1968 und der Orden vom Goldenen Gral (Ordo Grali Aurei; O.G.A.), der behauptet, dass die Templer angeblich nie zu existieren aufgehört hätten. Den verborgenen Hütern des Grals stünden laut O.G.A. die multinationale Militia Templariorum Ordo (M.T.O.) zur Verfügung, ein äußerer Stand der wahren Gralsritterschaft.
 
 
So wie es aussieht, kamen die Templer im Heiligen Land mit Traditionen der jüdischen Welt, des Islam und nicht zuletzt der Antike in Berührung, die ihren mittelalterlich begrenzten Horizont sprengten und enorm erweiterten. Die beachtlichen Erfolge des Ordens auf technischem und finanziellem Gebiet lassen sich wohl darauf zurückführen.
 
Gleichzeitig musste der Orden erkennen, dass sein neu erworbenes Wissen für das abergläubische mittelalterliche Europa nicht nachvollziehbar war und Schwierigkeiten heraufbeschwören musste. So wurde wohl vieles geheim gehalten, und aus diesen Geheimnissen entstanden sowohl die Arroganz der Wissenden als auch viele Legenden. Erst zur Zeit der Renaissance gab es einen vergleichbaren Wissenstransfer von Ost nach West und erst viel später, zur Zeit der Aufklärung, war Europa bereit, das zu begreifen, was die Templer höchstwahrscheinlich schon Jahrhunderte zuvor begriffen hatten: die Abkehr vom blinden Fanatismus hin zu völkerübergreifendem Respekt und Verständnis.
 
 
Hartwig Sippel: Die Templer. Geschichte und Geheimnis. Wien 1996.
 Martin Bauer: Die Tempelritter. Mythos und Wahrheit. München 1998.
 Monika Hauf: Der Mythos der Templer. Neuausgabe Solothurn 1998.
 Allan Oslo: Die Geheimlehre der Tempelritter. Geschichte und Legende. Düsseldorf 1998.

Universal-Lexikon. 2012.

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